Welche Energieoptionen haben wir in Deutschland?
Mit gefühlt tausenden von Stromanbietern kann man schnell den Überblick verlieren, welchen Strom man eigentlich aus der Steckdose erhält. Rein theoretisch könnte es Ihnen egal sein, solang Sie Strom haben und er möglichst günstig ist. Es bestehen jedoch massive Unterschiede, in welche Art der elektrischen Energie Ihnen vom Energieversorger geliefert wird, nicht nur in preislicher Hinsicht. Die Energieeffizienz der heute zur Verfügung stehenden Möglichkeiten misst sich am sogenannten Wirkungsgrad. Nichtzuletzt besteht immer die Frage, welcher Strom wirklich umweltfreundlich ist. Nur weil sich etwas ‘grün’ nennt, muss es nicht unbedingt grünes Licht signalisieren. Nach einem kurzen Exkurs traditioneller Stromerzeugungsverfahren lernen Sie mehr über sämtliche regenerativen Energien, die Ihnen in Deutschland derzeitig zur Verfügung stehen.
Kernenergie
Die mittlerweile traditionelle Atomenergie scheint auf den ersten Blick eine sehr effektive Methode zu sein, um Strom zu gewinnen. Mittels der Spaltreaktion oder der Fusionsreaktion kann in deutschen Kernkraftwerken Energie mit einem Wirkungsgrad von 35 % gewonnen werden, um Elektrizität zu gewinnen. Nachteil ist jedoch der Atommüll, der bei der Energiegewinnung entsteht. Es heißt, Atom-, beziehungsweise Kernenergie sei die sicherste Methode zur Stromgewinnung. Doch sollten wir Kernenergie vertrauen? Zum einen erinnert sich jeder an die Desaster von Tschernobyl und Fukushima. Es kann leider immer zu einem Störfall im Atomreaktor kommen. Selbst wenn es angeblich mehrere Sicherheitsvorkehrungen gibt, die einem Atomunfall vorbeugen, haben die Erlebnisse in Tschernobyl und Fukushima eines klargestellt: Es kann doch etwas passieren. Ein Problem könnte neben Naturkatastrophen auch sein, das Software, die zum Betrieb eines Atomkraftwerks verwendet wird, unter Umständen gehackt werden kann. Ein weiteres Problem ist schlichtes menschliches Versagen, wie es beispielsweise an der Nachlässigkeit des Personals eines belgischen Atomkraftwerks nahe der deutschen Grenze 2016 zeigte. Zudem bleibt nach wie vor die Frage ungeklärt, wie man den Atommüll ordentlich entsorgen kann, ohne Mensch und Natur zu gefährden. Es kann kaum eine langfristige Lösung sein, Atommüll einfach irgendwo nach dem Motto ‘aus den Augen aus dem Sinn’ unter Tage verschwinden zu lassen.
Fossile Energieträger
Die erste Form der Stromgewinnung, die bereits seit Mitte 1800 betrieben wird, ist die Energiegewinnung mittels Kohlekraftwerke. Indem Braun- oder Steinkohle verbrannt wird, produziert ein Wärmeaustauscher aus Wasser heißen Dampf. Mit dem Dampf wird eine Dampfturbine betrieben und erzeugt letztlich über einen Generator Strom mit einem Wirkungsgrad von 40 - 45 %. Obschon Steinkohle auch in Deutschland abgebaut werden kann und mit ihrer höheren Dichte dreimal mehr Energie als vergleichsweise Braunkohle erzeugt, ist Steinkohle 2018 als Brennstoff der Kohlekraftwerke ausgeschieden. Während das Kohlekraftwerk ebenfalls sehr effektiv ist, erzeugt die Verbrennung einen hohen Anteil an Kohlenstoffdioxidemissionen. Es scheint unter aktuellen Aspekten hinsichtlich der Umwelt nur nahezuliegen, Kohlekraftwerke langfristig außer Betrieb zu nehmen. Zu den fossilen Energieträgern gehört ebenfalls Erdgas. Die Emissionen eines Erdgaskraftwerks sind um 70 % geringer als die eines Kohlekraftwerks und erreicht einen Wirkungsgrad von rund 60 %. Zwar wird Erdgas als Übergangslösung der Energiewende gesehen, allerdings wird auch Erdgas als fossiler Brennstoff eines Tages aufgebraucht sein. Es ist keine erneuerbare Energie.
Erneuerbare Energien
Im Zuge des erhöhten Umweltbewusstseins setzen immer mehr Menschen auf sogenannte erneuerbare Energien. Unter den erneuerbaren Energien befinden sich vor allem Windkraft, Wasserkraft, Solarenergie sowie Biomasse/Biogas. Erneuerbare Energien gelten als umweltfreundlich, da sie keine negativen Auswirkungen auf die Umwelt hätten. Doch stimmt das wirklich?
Windkraft
Bei der Windkraft wird durch Umwandlung von kinetischer Energie in Form des Windes Strom erzeugt. Dies vollzieht sich mittels Windrädern, die in Deutschland seit mittlerweile rund 2 Jahrzehnten zusehends an Zahl gewinnen. Besonders in von Natur aus windigen Gebieten kann sich das Aufstellen von Windrädern auch im Meer als Offshore Windpark mit einem Wirkungsgrad von 45 % durchaus lohnen. Bis auf in Küstenlagen sind Winterkraftanlagen stark vom Wetter abhängig – wenn kein Windchen weht, gibt es keinen Strom. Zudem wird außer Betracht gelassen, dass die Windräder zwar ‘grünen Strom’ erzeugen, jedoch kaum umweltfreundlich sind. Ob es sich um Offshore Windparks handelt oder Windräder auf dem Land – es werden automatisch Tiere und Pflanzen aus ihrem natürlichen Habitat verdrängt. Windräder fordern darüber hinaus jährlich das Leben von rund 440.000 Vögeln durch die rotierenden Windblätter. Entsprechend ist das Vogelsterben kaum einzig auf den Klimawandel oder vereinzelte Katzenjagdopfer zurückzuführen. Darüber hinaus sinken automatisch die Immobilienpreise in Gegenden, in denen eine Windkraftanlage aufgebaut wurde. Die Windräder verursachen ziemlichen Lärm, der das naheliegende Wohngebiet direkt unattraktiv macht.
Wasserkraft
Noch nicht sonderlich breit genutzt wird in Deutschland die Wasserkraft. Die Strömung in Flüssen und an Küsten treibt Turbinen von Kraftwerken zur Stromerzeugung mit einem Wirkungsgrad von bis zu 90 % an. Die Kraftwerke benötigen jedoch noch einiges an Optimierung. Doch wo der Mensch in die Natur eingreift, bleibt sie nicht ungeschoren. Selbst wenn man meinen würde, Wasserkraft ist mit Sicherheit die Alternative schlechthin, haben Forscher darin leider einen massiven Nachteil für Fische festgestellt. Dies betrifft zwar nur sogenannte Wanderfische, denen sich das Wasserkraftwerk als Barriere darstellt und sie folglich nicht weiterwandern können. Unter Umständen kommen einige Fische ums Leben, die versuchen, die großen Turbinen zu passieren. Mit Installation eines Fischwegs kann diesem zum Glück jedoch entgegengewirkt werden. Nichtsdestotrotz ergeben sich Veränderungen in der Fließgeschwindigkeit des jeweiligen Gewässers, was sich nachteilig auf den Grundwasserspiegel sowie den Sauerstoffgehalt des Wassers auswirken kann. Je weniger Sauerstoff im Gewässer enthalten ist, desto weniger Tiere und Pflanzen können darin leben.
Solarenergie
Bei all den Nachteilen der Wind- und Wasserkraft erscheint die Solarenergie mit Photovoltaikanlagen am sinnvollsten zu sein. Die Photovoltaikpaneele lassen sich leicht sogar auf dem eigenen Dach installieren, die aus Sonnenlicht direkt Strom gewinnen. In einer Wüste wie in der Sahara mag sich das Aufstellen großangelegter Solarfarmen ordentlich lohnen – dort wohnt niemand, sodass weder Pflanzen noch Tieren der Lebensraum genommen wird, und es gibt mehr als genug Sonnenstunden. Mit Deutschlands Lage auf der nördlichen Halbkugel erhalten wir jedoch relativ wenige Sonnenstunden, weshalb unter anderem jeder in unseren Breiten unter Vitamin D-Mangel leidet. Selbstverständlich scheint die Sonne nicht das ganze Jahr über an jedem Tag, sodass diese Form der elektrischen Energiegewinnung ähnlich wie Windräder stark vom Wetter abhängig ist und lediglich einen durchschnittlichen Wirkungsgrad von 20 % aufweist. Das bedeutet, dass eine hohe Investition in Batterien erfolgen muss, um möglichst viel der Sonnenenergie aus den Frühlings- und Sommermonaten zu speichern. Wo eine Solarfarm auf freiem Land steht, ist gleichzeitig mit einer Verschlechterung des Bodens und der dort ansässigen Pflanzen zu rechnen. Durch die Solarpaneele gelangt nicht mehr ausreichend Regenwasser auf den Boden. Doch auch hinsichtlich der Bestandteile der Solarpaneele gibt es einen sehr wichtigen Punkt zu beachten, der dem der Atomenergie ähnelt: Einige Photovoltaikzellen enthalten toxische Materialien, sodass die Anlagen später ebenfalls gesondert entsorgt werden müssen. Mit der entsprechenden Ausrüstung können Sie sich zwar vom Stromnetz unabhängig machen und sogar zu viel produzierten Strom an das Energienetz zurückführen. Allerdings erscheint es wenig sinnvoll mit dem Aufstellen großangelegter Solaranlagen den Lebensraum von Pflanzen und Tieren zu nehmen und wenig mit einem Umweltbewusstsein gemein zu haben.
Biomasse
Die Bezeichnung Biomasse klingt nach einem wundervollen Hightech-Wort und ist bei jedem umweltbewussten Menschen in aller Munde. Ähnlich wie mit einem Kohlekraftwerk kann durch das Verbrennen von Biomasse in Form von Holz oder sogar Biomüll elektrische Energie gewonnen werden. Dies folgt einem ähnlichen Prinzip wie ein Pelletofen, doch sollte man bedenken, dass auch Pellets aus Holz bestehen und folglich ebenfalls Bäume an dessen Entstehung beteiligt sind. Das mag für manch einen Umweltaktivisten eine herbe Enttäuschung sein, wenn doch das Abholzen von Wäldern um jeden Preis gestoppt werden soll. Ob es einem gefällt oder nicht, ein Wald muss gepflegt werden. Damit die Bäume ausreichend Platz und Sonnenlicht zum Wachsen haben, müssen Bäume gefällt werden. Andere Bäume sind krank oder leiden unter Befall, sodass diese ohnehin bestenfalls als Brennholz zu verarbeiten sind. Nichtsdestotrotz handelt es sich auch bei Holz um einen nachwachsenden Rohstoff, der gleichfalls in die Kategorie der erneuerbaren Energie fällt. Auf ähnliche Art und Weise wird in einem Biomassekraftwerk, wie zum Beispiel von Polarstern Energie, unter anderem Biogas hergestellt, das durch Vergärung von Biomüll produziert wird. Biomüll fällt zweifelsohne immer an, sodass Biomasse eine durchaus sinnvolle Ergänzung mit einem Wirkungsgrad von 30 - 40 % darstellt.
Da Sie nun mehr über erneuerbare Energien wissen, stellen Sie sich mit Sicherheit die Frage, woraus Ihr Ökostrom gewonnen wird. Sie sollten beachten, dass es sich bei ‘Ökostrom’ nicht um einen geschützten Begriff handelt. Ein Ökostromanbieter wie Simply Green kann beispielsweise anderen Energieanbietern entsprechende Zertifikate verkaufen, die jedoch niemand überprüft. Nur ein Siegel vom TÜV, ‘Grüner Strom’ oder ‘ok-Power’ bestätigen, dass ein Anbieter auch wirklich Ökostrom anbietet.
Welcher Strom ist am günstigsten?
Merkwürdigerweise wird Atomenergie als der günstigste Strom gehandelt, weshalb er stets befürwortet wird. Allerdings richtet sich der Preis der Kernenergie nach dem Börsenwert des teuersten Kraftwerks und nicht nach der eigentlichen Produktion. Die Produktion von Kernkraftstrom würde eigentlich bei rund 2 Euro pro Kilowattstunde liegen, sofern sämtliche Kosten wie unter anderem Versicherung angerechnet würden. Das ist etwas das 20fache der Kosten, die ein Windkraftwerk erwirtschaftet. Es gibt jedoch keine Versicherung, die ein Atomkraftwerk aufgrund des hohen Risikos versichern würde.
Für einen kurzen Überblick befinden sich die Durchschnittspreise im Durchschnitt in folgenden Bereichen:
- Nuklearstrom 34 Cent pro KWh
- Fossile Energien 17 Cent/KWh
- Windkraftenergie 11 Cent/KWh
- Solarenergie / Wasserkraft 9 Cent/KWh
- Biogas/Biomasse 8 Cent/KWh
Entsprechend handelt es sich bei Solar- und Windenergie sowie Biogas derzeitig um die günstigsten Arten der elektrischen Energie. Mithilfe dieser Preisorientierungen fällt es Ihnen direkt leichter, auf unserem Portal Ihren passenden Energieversorger zu finden. Mit nur wenigen Klicks erfahren Sie, bei welchem Energieunternehmen Sie den günstigsten Strom beziehen können und ob wirklich Strom aus erneuerbaren Energien angeboten wird. Um Ihnen den Wechsel zu einem besseren Anbieter zu erleichtern, bietet sich Wechselpilot an.